Mit seinem Beschluss hat der Rat die Verwaltung beauftragt, das Profil der Stadt
im Bereich Internet wirksam zu optimieren und Köln „als nationalen und
internationalen Standort für Internettechnologie und Internetinfrastruktur“
weiterzuentwickeln. Dieser weitreichende Ansatz kann nicht alleine durch
stadtverwaltungsinterne Diskussions- und Entscheidungsprozesse eingelöst
werden. Er fordert einen Gesamtdialog in der Stadt und mit allen Internet-
Akteuren innerhalb der Stadtgesellschaft. Um diesen Anspruch einzulösen, richtet
die Stadt Köln als intensiven Dialog- und Gestaltungsprozess das Multi-
Stakeholder-Projekt „Internetstadt Köln“ ein und lädt Akteure und Interessierte
zur Mitarbeit ein. Die Federführung für das Projekt liegt innerhalb der
Stadtverwaltung beim Dezernat des Oberbürgermeisters.
Der Multi-Stakeholder-Ansatz
Der Multi-Stakeholder-Ansatz beruht darauf, alle Interessengruppen (Stakeholder), die am Wohlergehen eines Projektes oder Prozesses interessiert sind, in ebendieses mit einzubeziehen. Der spezielle Aspekt dabei ist, dass eben nicht nur diejenigen einbezogen werden, ohne deren Unterstützung das Projekt nicht überlebensfähig wäre (Shareholder). „Stakeholder sind diejenigen, die ein Interesse an einer bestimmten Entscheidung haben, entweder als Einzelpersonen oder Vertreter einer Gruppe. Dazu gehören Menschen, die eine Entscheidung konkret beeinflussen, diejenigen die sie beeinflussen könnten und diejenigen die von ihr betroffen sind.“
Multi-Stakeholder-Prozesse
"Multi-Stakeholder-Prozesse" basieren darauf, dass die Bedeutung von Fairness und Verantwortung in der Kommunikation zwischen den Akteuren anerkannt wird und drei oder mehr Interessengruppen, beziehungsweise deren Ansichten, gleichberechtigt vertreten sind. Sie basieren auf den demokratischen Prinzipien der Transparenz und der Partizipation u nd zielen darauf ab, Partnerschaft und starke Vernetzung zwischen den Interessengruppen zu entwickeln. Multi-Stakeholder-Prozesse umfassen ein weites Spektrum von Strukturen und Ebenen des Engagements. Die genaue Art dieser Prozesse hängt neben weiteren Faktoren von den Fragestellungen, den Zielen, den Teilnehmern, dem Umfang und den zeitlichen Rahmenbedingungen ab.
Leitung als Dienstleistung
Die Schwierigkeit bei der Leitung von Multi-Stakeholder-Projekten ist, dass man üblicherweise davon ausgeht, die Leitung des Projektes sei das, was die Führungsperson des Projektes tut. Die Führungsperson würde also leiten und die Teilnehmer müssten folgen.Die Entstehung von kooperativem Führungsstil hat jedoch zu einer Neuorientierung geführt. Das neue Selbstverständnis der Führungsperson ist, als Dienstleister für die Projektteilnehmer zu agieren. Dadurch verantworten die Projektteilnehmer selbst die Leitung und Weiterentwicklung des Projektes. Damit verlagert sich die Führungsverantwortung weg von der Führungsperson, hin zu visionärer Führung im Sinne eines gemeinsamen Ziels und einer gemeinsamen Vision. Wenn dieses gemeinsame Ziel und diese gemeinsame Vision klar verstanden sind und die Projektteilnehmer sich ehrlich damit identifizieren, dann können sich die Teilnehmer selbst leiten und gemeinsam ihre eigene Vision real werden lassen. Im Kontext nachhaltiger Entwicklung bedeutet dieser neue Führungsstil nicht mehr "Kontrolle behalten" oder "Anweisungen erteilen". Vielmehr drückt sich die Führungsaufgabe zum einen darin aus, Projektteilnehmern und der Gesellschaft als Ganzem zu dienen, und zum anderen, Verantwortung zu übertragen. Diese Art der Leitung fördert gemeinsame Entscheidungen und gemeinsames Handeln und gewinnt seine Motivation aus dem gemeinsamen Bekenntnis zu Chancengleichheit und dem Wohlergehen der Gesellschaft. Multi-Stakeholder-Prozesse stellen ein Modell zur Verfügung, durch das neue Formen der Leitung entwickelt und erprobt werden können.
Organisation des Projektes „Internetstadt Köln“ Kernelemente des Kölner Multi-Stakeholder-Projektes sind:
•ein Forum aller Beteiligten, •Themen-Module mit prozessverantwortlichen Kernteams, •eine verwaltungsinterne AG Internet •und eine Steuergruppe beim Oberbürgermeister.
Die Stakeholder aus der Stadtgesellschaft – internet-interessierte Bürgerinnen und Bürger, Internet-Initiativen, Internet-Unternehmen, Fachverbände und stadtnahe Gesellschaften - bringen Know-how aus ihren jeweiligen Fachbereichen ein. Der Stakeholder Stadt Köln bringt seine Fachkompetenzen ein, arbeitet mit den Partnern innerhalb der Module zusammen u nd stellt eine Reihe von Basisressourcen zur Verfügung. Die Zusammenarbeit im Stakeholder-Projekt „Internetstadt Köln“ erfolgt grundsätzlich unentgeltlich. Im Innenverhältnis „Stadt Köln“ dienen die Ergebnisse aus dem Stakeholder-Projekt der Umsetzung von Verwaltungsprojekten bzw. der Vorbereitung dazu notwendiger Ratsentscheidungen.
Das „Forum Internetstadt Köln“
Das öffentliche Forum dient als Vollversammlung der Projektbeteiligten der umfassenden Information und Kommunikation. Es findet zweimal im Jahr statt und ist bewusst als Element persönlicher, individueller Kommunikation in das Internetstadt-Projekt gesetzt. Im Forum werden auf Vorschlag der Steuergruppe Arbeitsergebnisse von Themen-Modulen präsentiert, neue Zielvorstellungen diskutiert sowie Wirkung und Nachhaltigkeit des Gesamtprojektes diskutiert. Das Forum dient überdies der Anmeldung und Teilnehmer-Suche für neue Themen- Module. Dies kann im Übrigen jederzeit, insbesondere in Vorbereitung auf das Forum, auch online erfolgen. Derart entstandene, neue Themen-Module können sich auf dem Forum vorstellen. Die Teilnahme am Forum ist auch online per Livestream und Chat beziehungsweise Social Networks möglich Themen-Module und Kernteams Die inhaltliche Zusammenarbeit wird über Themen-Module organisiert. Generell sind alle Handlungsfelder, die im Konzept unter den sieben Leitzielen beschrieben sind, aus Sicht der Verwaltung mögliche Themen-Module. Weitere Themen-Module finden sich in der Regel während der Forumssitzungen beziehungsweise online auf der Basis von gemeinsamen thematischen Interessen zusammen. Die Themen- Module stehen allen fachlich interessierten Bürgerinnen und Bürger offen. Sie tagen öffentlich. Die Termine der Arbeitssitzungen werden frühzeitig bekannt gemacht. Die Bürgerschaft ist ausdrücklich aufgerufen, sich an der Fortentwicklung der einzelnen Themen zu beteiligen.
Die Teilnehmer der Themen-Module treffen sich mindestens jeden zweiten Monat und arbeiten darüber hinaus on line zusammen. Die Module arbeiten Ergebnisorientiert und organisieren sich im Übrigen nach eigenem Ermessen. Für Geschäftsführung, Dokumentation und inhaltliche Weiterentwicklung der Module sowie die Leitung der Modulsitzungen wird über die Steuergruppe jeweils ein heterogen besetztes Kernteam aus Stadtverwaltung und externen Stakeholdern organisiert. Das Kernteam ist auch für die öffentliche Berichterstattung über die Arbeitsergebnisse im Themen-Modul zuständig.
Die Steuergruppe
Die Arbeit in der Steuergruppe dient der Gesamtkoordination und Weiterentwicklung des Projekts "Internetstadt Köln". Jedes Themen-Modul ist in der Steuergruppe vertreten. Die Steuergruppe tagt mindestens jeden zweiten Monat und kommuniziert ansonsten online. Sie organisiert einen Beitrag des Stakeholder-Projektes zur „Kölner Internetwoche“, der Öffentlichkeit und Fachpublikum außerhalb Kölns erreicht. Die Steuergruppe versteht sich als Dienstleister für den Gesamtprozess. In diesem Sinne wird die Leitung und Geschäftsführung der Steuergruppe vom Amt des Oberbürgermeisters wahrgenommen. Hier ist auch der zentrale Ansprechpartner für das Gesamtprojekt „Internetstadt Köln“ als Schnittstelle nach außen und innerhalb der Stadtverwaltung angesiedelt.
AG Internet
Innerhalb der Stadtverwaltung arbeiten die am Prozess beteiligten Dezernate sowie Dienststellen in nerhalb der „AG Internet“ zusammen. Die Federführung für die AG Internet liegt beim Amt des Oberbürgermeisters. Den einzelnen Dezernaten und Dienststellen obliegt die Federführung für ihre jeweiligen Fachinhalte im Rahmen des Projektes.
Kommunikation, Dokumentation und Information
Die Module und die Steuergruppe dokumentieren unmittelbar, vollständig und leicht zugänglich im Internet. Die Dokumentationsform wird in den ersten Sitzungen von der Steuerungsgruppe (und damit auch den Modulen selbst) festgelegt. Die gewählte Dokumentationsform kann allen im Internet gängigen Möglichkeiten entsprechen (Video, Audio, schriftlich per Blog oder Wiki, öffentliche Facebook-Gruppe und anderes mehr). Die Stadtverwaltung bietet an, als Basis- Ressource eine Website einzurichten. Um die Arbeit, die Ziele und die Ergebnisse des Projektes „Internetstadt Köln“ auch außerhalb der Stadt zu kommunizieren, wird die Verwaltung über die Steuergruppe zur kontinu ierlichen Berichterstattung einen Newsletter produzieren. Das Gesamtprojekt dient zudem dem Stadtmarketing. Die Verwaltung berichtet dem Rat der Stadt Köln regelmäßig über das Multi-Stakeholder-Projekt „Internetstadt Köln“. Federführender Fachausschuss ist der Ausschuss für Allgemeine Verwaltung, Rechtsfragen, Vergabe und Internationales (AVR). Unabhängig davon berichten die Fachverwaltungen über ihrer jeweiligen Projekte in ihren Fachausschüssen.
Themen-Module aus Sicht der Verwaltung
Jeder Internet-Akteur oder Interessierte kann online oder während der Foren- Sitzungen Vorschläge für Themen-Module einbringen und dafür Partner suchen. Generell sind alle Handlungsfelder, die im Konzept unter den sieben Leitzielen beschrieben sind, aus Sicht der Verwaltung auch mögliche Themen-Module. Andererseits sind die benannten Handlungsfelder auch Teil des normalen Verwaltungshandelns, werden also entsprechend den vorhandenen Ressourcen auch dann von der Verwaltung bearbeitet, wenn sich im Rahmen des Multi- Stakeholder-Projektes kein Dialog- und Arbeitspartner findet. Die Verwaltung verpflichtet sich jedoch, auch bei solchen Projekten über ihre Arbeit und Fortschritte in diesen Handlungsfeldern transparent zu informieren. Zum Start des Projektes wird die Verwaltung zusätzlich noch die nachfolgend beschriebenen, weit fachübergreifenden Vorschläge für Themen-Module einbringen. Verbesserung der Chancengleichheit Da die Kompetenz im Umgang mit dem Internet als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden muss und sie damit auch ein Aspekt der Chancengleichheit ist, muss auch jeder Kölner Bürgerin und jedem Kölner Bürger ein gleichberechtigter Zugang zu Internet, Anwendungen und Ausbildung ermöglicht werden. Immer mehr Funktionen der Gesellschaft, der Politik und der Verwaltungen werden im Internet abgebildet.
Diese Entwicklung und zugleich Anforderung könnte zukünftig Bürgerinnen und Bürger ohne Zugang, Menschen mit Bedenken, sich selbst im Internet zu bewegen, und ohne umfassende Kenntnis über die gesellschaftlich relevanten Nutzungsmöglichkeiten des Internets benachteiligen. Deshalb muss ein Konzept zur Unterstützung in diesem Sinne benachteiligter Mitbürgerinnen und Mitbürger diskutiert und entwickelt werden. Zielgruppenorientierte Werbun g und Aufklärungskampagnen könnten in diesem Zusammenhang sinnvoll sein. Im Themen-Modul wären eine umfassende, zielorientierte Strategie und deren Umsetzung in der Praxis zu entwickeln.